Feature Article
Marketingstrategien im Landwirtschaftssektor erlernen
Die ersten Ergebnisse des Farm Inc Projekts
by Nardi L., Rinaldi C., Cavicchi A.
 
Kleine landwirtschaftliche Unternehmen und Landwirte sind häufig gegenüber den großen Anbietern in der Lebensmittelkette deutlich benachteiligt. Darum sehen sich kleine Unternehmen mit einem gemeinsamen Problem konfrontiert: Ihre Anstrengungen zur Aufrechterhaltung oder Verbesserung ihrer Marktposition, zum Ausbau ihres Marktanteils und zur Erweiterung ihrer internationalen Marktaktivitäten werden häufig nicht belohnt.  Der Wettbewerb wird immer härter, und innovative Marketingmethoden und -werkzeuge sind erforderlich, um die Verhandlungsstärke dieser kleinen Unternehmen zu verbessern.
Kleine landwirtschaftliche Unternehmen und Landwirte sind häufig gegenüber den großen Anbietern in der Lebensmittelkette deutlich benachteiligt. Darum sehen sich kleine Unternehmen mit einem gemeinsamen Problem konfrontiert: Ihre Anstrengungen zur Aufrechterhaltung oder Verbesserung ihrer Marktposition, zum Ausbau ihres Marktanteils und zur Erweiterung ihrer internationalen Marktaktivitäten werden häufig nicht belohnt.  Der Wettbewerb wird immer härter, und innovative Marketingmethoden und -werkzeuge sind erforderlich, um die Verhandlungsstärke dieser kleinen Unternehmen zu verbessern.

Wir beobachten Veränderungen bei der Struktur von Angebot und Nachfrage. Auf der einen Seite ist das Thema der Nachhaltigkeit drängend, und die Erzeuger erkennen die Relevanz umweltfreundlicher Prozesse für langfristige wirtschaftliche Gewinne. Laut Francis (2011) sind die Grenzen bei fossilen Brennstoffvorräten, sauberem Wasser und verfügbarem Ackerland die Ursache dafür, dass Ausbilder ihre Strategien zum Erzielen eines maximalen Ertrags allmählich ändern und stattdessen Produktionssysteme in den Fokus rücken, die eine effizientere und belastbare Nutzung von Ressourcen in einem weniger günstigen Klima ermöglichen.

Auf der anderen Seite sind die Verbraucher durch soziale Medien und verschiedene erschwingliche ICT-Tools immer besser über Lebensmittel informiert, während gleichzeitig durch TV-Sendungen und -Format über Lebensmittel, Küchen, Köche und Gastronomie das Interesse an diesen Themen wächst. Es ist daher wichtig zu verstehen, dass die Verbraucher die Anstrengungen der Landwirtschaft für höherwertige Lebensmittelprodukte durch nachhaltige Verfahren und Prozesse zu schätzen wissen. Verschiedene Fragen der Forschung gewinnen damit immer mehr an Relevanz, nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für Profis, Praktiker und Ausbilder: Welche sozialen, ethischen und ökologischen Verpflichtungen tragen zur Verbesserung des Produktwerts bei? Wie kann ich diesen zusätzlichen Nutzen den Verbrauchern kommunizieren? Wie können professionelle Dienstleister, Ausbildungs- und Schulungsanbieter („Vocational, Educational and Training“, VET) oder Landwirtschaftsverbände Landwirte bei diesen neuen Herausforderungen unterstützen?

Das Farm Inc. Projekt (www.farminc.eu) versucht, die Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher SMEs zu stärken und die Qualität der kontinuierlichen Berufsausbildung sowie den Aufbau von Kenntnissen im Landwirtschaftssektor zu fördern. Farm Inc ist ein Leonardo da Vinci Projekt, das sich an landwirtschaftliche Unternehmen wendet mit Schwerpunkt in Italien, Griechenland, Lettland, Zypern und Belgien. Es unterstreicht die Bedeutung der Verwendung von Marketing-Tools wie etwa Branding und Internationalisierung zur Verbesserung der Marktposition und zur Erweiterung der geschäftlichen Aktivitäten auf internationaler Ebene.


Bild 1: Plattform-Homepage

Im Rahmen des ersten Projektschritts wurde eine Untersuchung durchgeführt, um die Lernanforderungen von Landwirten auf Landesebene zu verstehen. Die Analyse der Ergebnisse zeigte, dass auf europäischer Ebene einige allgemeine Anforderungen bestehen: Verstehen der Kundenanforderungen, Steigern der Vertriebsumsätze, Planung und Aktualisierung von Unternehmensplänen, Finden der richtigen Vertriebskanäle, Nutzung von Synergien und Netzwerken.

Hinsichtlich der gewünschten Lernformate bevorzugen Landwirte das Lernen durch Erfahrung statt des Unterrichts im Seminarraum; dies wurde unterstrichen durch die hohen Bewertungen für Aktivitäten wie die Teilnahme an Messen, Konferenzen, Besuchen von Bauernhöfen und Studien vor Ort. VET-Anbieter und Experten betonen jedoch den Bedarf zur Kombination der praktischen Erfahrung mit einem grundlegenden theoretischen Hintergrund, und sie bestehen auf einer kombinierten Lernmethode. Sie weisen darauf hin, dass Schulungen im Seminarraum Landwirten hilft, Wissen über grundlegende Marketingkonzepte zu erwerben, dass jedoch das Lernen durch Erfahrung einen wichtigen Beitrag zum Erwerb weiterer und spezialisierter Kenntnisse leistet.

Erfahrungs-Lernverfahren ermutigen die Teilnehmer, das Gelernte sofort anzuwenden, darüber nachzudenken und die erworbenen Kenntnisse auch außerhalb der Kernumgebung in allgemeinerer Form umzusetzen (Beard & Wilson, 2006). Durch die Berücksichtigung der Dimension des Lernens durch Erfahrung können Ausbilder in der Landwirtschaft für sinnvolle Lernerfahrungen sorgen. Kolb (persönliche Kommunikation, 7. September 2010) meinte, dass „Ihr [Lehrer] einen solchen Vorteil bei der Ausbildung in der Landwirtschaft habt, weil sie sich so einfach mit der Erfahrung verbinden lässt.“

Eine von Brown durchgeführte Studie (2011) zur Untersuchung der Machbarkeit und Effektivität beim Erzeugen und Weitergeben von Informationen an Landwirte über einen Lernansatz per Videokonferenz zeigt, dass E-Learning ein enormes Potenzial als Erfahrungs-Lernansatz für Landwirte birgt.

Auf der Basis dieses Nachweises hat das Projekt The Farm Inc. ein spezielles Werkzeug entwickelt, das eine Schulung in den Bereichen Branding, Marketing und Internationalisierung speziell für die Anforderungen von kleinen Landwirten und landwirtschaftlichen Verbänden bietet.

Das Ziel der Entwicklung eines innovativen und interaktiven Schulungswerkzeugs zur Unterstützung des Lernprozesses für Landwirte wurde erreicht. Das Werkzeug umfasst eine Online-Plattform, die in 6 flexible und integrierte Module gegliedert ist. Die Plattform beginnt mit Marketing-Definitionen und -Theorien, und sie endet mit einigen Vorschlägen dazu, wie den Anforderungen internationaler Märkte begegnet werden kann. Weitere Module sind ausgerichtet auf Marketing-Pläne, landwirtschaftliche Märkte, hochwertige Produkte und die Bedeutung des ländlichen Branding. Die Plattform lässt sich als Werkzeug zum eigenständigen Lernen für Landwirte verwenden oder als Gelegenheit zur Integration offizieller VET-Systeme. Das Ergebnis ist innovativ, weil es alle grundlegenden theoretischen Konzepte, praktischen Erfahrungen und Selbstlern-Übungen zu einem einzigen Schulungswerkzeug zusammenfasst, das als Handbuch für das Marketing im Landwirtschaftssektor dienen kann (eine Beta-Version der Plattform steht hier zur Verfügung: http://farminc-training.gg.dev.militos.org/ )


Bild 2: Eine der italienischen Pilotveranstaltungen

Derzeit ist die Pilotphase abgeschlossen, und die Plattform wird fertiggestellt. Am 27. September werden die Ergebnisse des Projekts auf der EXPO 2015 in Mailand im italienischen Pavillon/Biodiversity Park offiziell vorgestellt, und italienische und andere europäische Institutionen werden vor Ort sein. Während dieser Konferenz treffen alle Consortium-Partner auf alle interessierten VET-Anbieter, landwirtschaftliche Unternehmer, Landwirte und ihre Stakeholder und werden sagen: „Mein Hof ist MEIN Unternehmen!“

Bibliographie:
C. Beard & J. Wilson (2006) Experiential Learning: A Best Practice Handbook for Trainers and Educators (Lernen durch Erfahrung: Ein Handbuch zu bewährten Verfahren für Schulungsleiter und Ausbilder), London, Kogan Page.
C.A. Francis, N. Jordan, P. Porter, T. A. Breland, G. Lieblein, L. Salomonsson, N. Sriskandarajah, M. Wiedenhoeft, R. DeHaan, I. Braden & V. Langer (2011) Innovative Education in Agroecology: Experiential Learning for a Sustainable Agriculture, Critical Reviews in Plant Sciences (Innovative Ausbildung in Agrar-Ökologie: Lernen durch Erfahrung für eine nachhaltige Agrarwirtschaft, Kritische Berichte in der Pflanzenkunde) , 30:1-2, 226-237
D. A., Kolb (1984) Experiential learning: Experience as the source of learning and development (Lernen durch Erfahrung: Erfahrung als Quelle von Lernen und Entwicklung). Upper Saddle River, NJ: Prentice Hall.
Kommende Veranstaltungen
Vermittlungs-Veranstaltung für Technologie im Bereich der Lebensmittelsicherheit
Für europäische traditionelle und handwerkliche Lebensmittelerzeuger
by Helena McMahon
 
Die TRADEIT Vermittlungsveranstaltung für Lebensmittelsicherheit am 1. und 2. Oktober bringt traditionelle Lebensmittelerzeuger und Experten in Sachen Lebensmittelsicherheit aus ganz Europa zusammen.
Die TRADEIT Vermittlungsveranstaltung für Lebensmittelsicherheit am 1. und 2. Oktober bringt traditionelle Lebensmittelerzeuger und Experten in Sachen Lebensmittelsicherheit aus ganz Europa zusammen.

Auf der Veranstaltung sollen Technologien präsentiert werden, die sich für den traditionellen Lebensmittelsektor eignen, und es soll ein Austausch über bewährte Verfahren stattfinden zwischen Lebensmittelerzeugern, Technologieanbietern, Forschern und Experten für Lebensmittelsicherheit.

Der Schwerpunkt dieser zweitägigen Veranstaltung liegt auf neuesten Informationen und Technologien aus dem Bereich der Lebensmittelsicherheit, die für handwerkliche und traditionelle Lebensmittelerzeuger relevant sind. Der erste Tag ist eine Mischung aus Gesprächen, Meetings und Diskussionen zwischen traditionellen Lebensmittelerzeugern sowie Experten und Technologieanbietern für Lebensmittelsicherheit. Am zweiten Tag besuchen die Teilnehmer lokale Lebensmittelunternehmen und haben die Gelegenheit, ihre Netzwerke auszuweiten und zu intensivieren.

Hier gibt es Vermittlungs-Meetings zwischen Technologie-Interessierten zu spezifischen Themen aus dem Bereich der Lebensmittelsicherheit. Die Teilnehmer haben die Gelegenheit, persönliche Gespräche als B2B- (Business-to-Business) oder B2A-Meetings (Business-to-Academia) zu buchen. Diese Besprechungen ermöglichen einen Austausch zwischen Unternehmen und bieten die Gelegenheit zur Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschulen, Wissenstransfer, Zugang zu Talenten und Unternehmensentwicklung.

Hauptthemen
  • Erkennung von Lebensmittel-Verunreinigungen
  • Protokollierung, Nachverfolgung und Authentifizierung von Lebensmitteln
  • Reinigung und Desinfektion
  • Neue Technologien für die sichere Lebensmittelverarbeitung

Wer profitiert von der Teilnahme?

Traditionelle und handwerkliche Lebensmittelerzeuger.
Sie treffen hier andere traditionelle und handwerkliche Lebensmittelerzeuger, können über typische Herausforderungen bei der Lebensmittelsicherheit sprechen und Ihre Ideen zu bewährten Verfahren austauschen. Sie erfahren hier die neuesten relevanten Informationen zur Lebensmittelsicherheit für Ihr Unternehmen, treffen andere Unternehmen, die Technologien zur Lebensmittelsicherheit anzubieten haben, und sprechen mit Forschern, die neue relevante Technologien entwickeln.

Technologie- und Serviceunternehmen im Bereich Lebensmittelsicherheit.
Unternehmen haben die Gelegenheit, ihre Produkte und Dienstleistungen anderen europäischen Lebensmittelunternehmen sowie Experten, Unternehmen und Partnern im Bereich der Lebensmittelsicherheit anzubieten.

Forscher und Technologietransfer-Büros.
Forscher bieten Lebensmittelunternehmen Technologien und Dienstleistungen im Bereich der Lebensmittelsicherheit an. Teilnehmer in von der EU oder einzelnen Ländern finanzierten Projekten werden eingeladen, ihre Ergebnisse und Technologien im Bereich der Lebensmittelsicherheit zu präsentieren. TTOs können ihr Angebot an Innovationen und Technologietransferleistungen präsentieren.

Die Veranstaltung bietet eine einzigartige Gelegenheit, Erfahrungen und Technologien zur Lebensmittelsicherheit auszutauschen. Wenn Sie Ihrem Unternehmen einen Vorsprung im Wettbewerb verschaffen wollen, sich stärker vernetzen wollen oder Partner suchen, ist diese Veranstaltung für Sie ideal. Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben, aber Sie müssen sich unter www.b2match.eu/tradeitfoodsafety anmelden.

Wenn Sie sich einen Werbestand, einen Technologie-Platz oder eine Poster-Präsentationsfläche sichern wollen, schicken Sie uns eine kurze Zusammenfassung der jeweiligen Technologie (nicht mehr als 250 Wörter)

EuroFoodVision – Treffen Sie Ihre Kunden aus Irland und Großbritannien
Auf dem 9. Dingle Food Festival am 3. Oktober
by Helena McMahon
 
Am Samstag, den 3. Oktober lädt das TRADEIT Projekt ein zur EuroFoodVision, einer Veranstaltung, auf der Lebensmittelerzeuger im TRADEIT Netzwerk die Gelegenheit haben, ihre wichtigsten Kunden aus dem irischen und britischen Markt zu treffen.
Am Samstag, den 3. Oktober lädt das TRADEIT Projekt ein zur EuroFoodVision, einer Veranstaltung, auf der Lebensmittelerzeuger im TRADEIT Netzwerk die Gelegenheit haben, ihre wichtigsten Kunden aus dem irischen und britischen Markt zu treffen.

Das Dingle Food Festival bietet Geschmacks-Parcours, Lebensmittelmärkte, Lebensmittel-Workshops, Unterhaltung und Koch-Demonstrationen. Eines der Highlights der Veranstaltung ist die Verleihung der irischen „Blas na hEireann“ Geschmacksauszeichnungen, die über 2.500 Einsendungen zu verzeichnen hat. Die Gewinner dieser prestigeträchtigen Auszeichnungen werden von einer Kommission aus irischen und britischen Käufern ausgewählt.

Das Zelt der EuroFoodVision steht im Mittelpunkt des Festivals. Jeder Lebensmittelerzeuger erhält hier einen Stand, wo er seine Produkte und sein Marketingmaterial ausstellen kann. Vormittags finden Treffen der Käufer und Diskussionen statt, und am Nachmittag wird die Veranstaltung für die Öffentlichkeit freigegeben.
Kostenlose Workshops zum EU-Projekt TRADEIT in ganz Europa
September 2015  - Juli 2016 in ganz Europa
 

Die folgenden Workshops finden in den Verteilerstellen des TRADEIT-Projekts statt:

  • Umwelt-Management und Leistung traditioneller Lebensmittel
  • Optimierte Anlagenkonzeption und Produktionsprotokolle bei der Erzeugung traditioneller Lebensmittel
  • Strategien zur verbraucherorientierten Produktentwicklung für traditionelle Lebensmittel 
  • Intelligenter Einsatz von IT in Systemen der traditionellen Lebensmittelerzeugung 
  • Innovation, IPR und rechtliche Aspekte im Sektor der traditionellen Lebensmittelerzeugung 
Zur Kontaktaufnahme und Anmeldung in der lokalen Verteilerstelle klicken Sie hier

Kostenlose Workshops zum EU-Projekt TRAFOON in ganz Europa
September 2015  - Oktober 2016 in ganz Europa
 
Weitere Informationen finden Sie unter www.trafoon.eu
iFoodConference 2015
12. Oktober 2015  - 13. Oktober 2015, Köln
 

Der Schwerpunkt der iFOOD Conference 2015 liegt auf Produkt-Innovationen für die Lebensmittelindustrie, technologischen Herausforderungen sowie Chancen für die Lebensmittelproduktion von Morgen.

Weitere Informationen: www.ifoodconference.com 


EBN Congress 2015 „New Frontiers for Innovative Entrepreneurs“ (Neue Grenzen für innovative Unternehmer)
28. Oktober 2015  - 30. Oktober 2015, Brüssel, Belgien
Weitere Informationen unter http://ebncongress.eu/
Feature-Artikel
Aktuelle News
Taste of Science
Mariëlle Ramaekers
 
Taste of Science ist ein neues kostenloses Online-Magazin über Innovationen in der Lebensmittelindustrie. Mit Taste of Science bleiben Sie informiert über Trends, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Entwicklungen in der Lebensmittelwissenschaft.
Taste of Science ist ein neues kostenloses Online-Magazin über Innovationen in der Lebensmittelindustrie. Mit Taste of Science bleiben Sie informiert über Trends, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Entwicklungen in der Lebensmittelwissenschaft.

Die Welt ändert sich mit rasender Geschwindigkeit. Verbraucher erwarten von Lebensmitteln nicht nur, dass sie gut schmecken und gesund sind, sondern auch, dass sie eine Geschichte erzählen, natürliche Bestandteile enthalten und transparent und nachhaltig präsentiert werden. Dieses Magazin möchte Lösungen präsentieren, mit denen Lebensmittelerzeuger diesen Ansprüchen begegnen können.

Die leicht verständlichen Artikel überbrücken die Kluft zwischen Theorie und Praxis. Taste of Science ist außerdem bestrebt, Sie zu inspirieren durch die Vorstellung von Erfahrungen von Unternehmern, die erfolgreiche Möglichkeiten zur Optimierung ihrer Unternehmen gefunden haben oder in Marktlücken gestoßen sind. Darüber hinaus informiert das Magazin Sie über Workshops und Veranstaltungen, an denen Sie teilnehmen können, überall in Europa.

Sie können Taste of Science online lesen unter www.tasteofscience.com.
Traditionelle Lebensmittel Produzent
Schutz eines regionalen Favoriten
by Alexandra Branderhorst
 
Dermot Walsh von Walsh’s Bakehouse in Waterford, Irland, hat zusammen mit drei weiteren Bäckern den EU-Schutz für die regionale Spezialität mit dem Namen „Waterford Blaa“ arrangiert. Dieses berühmte lokale Brötchen soll ebenso erhalten werden wie die lokalen Bäckereien, in denen es hergestellt wird.
Dermot Walsh von Walsh’s Bakehouse in Waterford, Irland, hat zusammen mit drei weiteren Bäckern den EU-Schutz für die regionale Spezialität mit dem Namen „Waterford Blaa“ arrangiert. Dieses berühmte lokale Brötchen soll ebenso erhalten werden wie die lokalen Bäckereien, in denen es hergestellt wird.

Vor ungefähr fünf Jahren mussten nacheinander eine ganze Reihe lokaler Bäckereien in Waterford schließen, erinnert sich Dermot Walsh von Walsh’s Bakehouse. „Industrielle Bäckereien hielten Einzug, und vorgebackene Produkte wurden immer beliebter. Unser einziges Produkt, das keiner nachmachen konnte, war das Waterford Blaa“, erzählt Walsh.

Unverwechselbar
Das Waterford Blaa ist ein stark mehlbestäubtes rundes Brötchen mit einer interessanten Geschichte. Hugenottische Flüchtlinge haben das Blaa, das aus Teigresten hergestellt wurde, 1702 hier eingeführt. Ein Jahrhundert später fing der Begründer einer christlichen Bewegung an, die Brötchen für arme Kinder in seiner Schule zu backen und machte sie damit populär. „Waterford Blaas sind in Aussehen, Beschaffenheit und Geschmack unverwechselbar. Sie schmecken wie traditionelle französische Baguettes von vor dreißig Jahren“, erklärt Walsh.

EU-Schutz
„Wir fürchteten, dass mit der Schließung aller Bäckereien in Waterford auch die Kunst der Herstellung dieser hübschen Blaas aussterben würde“, meint Walsh. Die Basiszutaten sind festgelegt, aber jeder Hersteller hat sein eigenes ganz spezielles Rezept. In einer Diskussion über irische Lebensmittel auf einer  Konferenz für kleine Unternehmen hörte Walsh über die Möglichkeit, sich regional hergestellte Lebensmittel von der EU schützen zu lassen.

„Alle unsere Unternehmen haben expandiert. Durch den Schutz hatten wir die Möglichkeit, zu investieren und mehr Leute zu beschäftigen.“ Dermot Walsh von Walsh’s Bakehouse

Der gemeinsame Vorteil
Zusammen mit drei weiteren lokalen Bäckereien beschloss Walsh zu prüfen, ob das Waterford Blaa die Voraussetzungen für die so genannte geschützte geografische Angabe (g.g.A.) erfüllte. „Davor standen wir im Wettbewerb, aber zusammen haben wir an unserem gemeinsamen Vorteil gearbeitet, um unsere Bäckereien und unsere regionale Spezialität zu schützen“, erklärt Walsh. Die Bäcker stellten eine Reihe von Untersuchungen an, gründeten die Waterford Blaa Bakers Association und beantragten die g.g.A.

Garantien
Nach einem Prozess von zweieinhalb Jahren wurde im November 2013 der EU-Schutz erteilt. Mit der g.g.A. sind eine Menge Formalitäten verbunden. Die Auditoren der europäischen Kommission führen zwei Mal pro Jahr Inspektionen durch. „Aber das ist die Sache wert. Die Verbraucher wissen jetzt, dass die Qualität, die Nachvollziehbarkeit und die Transparenz garantiert sind“, erklärt Walsh.

Vorteile
Heute werden jeden Tag ca. 12.000 Waterford Blaas für den Verbrauch in Irland und auch für den Export nach England, Frankreich und Dubai hergestellt. Walsh: „Alle unsere Unternehmen haben expandiert. Auch die Nachfrage nach unseren Produkten ist gestiegen. Durch den Schutz hatten wir die Möglichkeit, zu investieren und mehr Leute zu beschäftigen. Die Theorie hinter dieser Idee ist, dass die wirtschaftlichen und sozialen Vorteile aus dem Schutz der Gemeinschaft und der geografischen Region, in der das Produkt hergestellt wird, zugute kommen.“
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